Janines Kolumne: Reine Männersache?

Alsdorf, da geht noch was!

Nein, ich bin nicht die einzige Frau* im Stadtrat. Noch nicht einmal die einzige junge Frau* mit kleinen Kindern. Aber die einzige Frau* mit Amt in der Fraktion. Und wir sind in der Unterzahl – deutlich.


Tatsächlich gibt es eine Regelung im Landesgesetz, dass mindestens 40% der politischen Gremien mit Frauen besetzt sein müssen (wobei es natürlich auch wichtig wäre, in eine solche Regelung LGBTQ+ Menschen mit einzubringen). Im Namen der Grünen Fraktion stellte ich zu diesem Thema bereits kurz nach der Wahl eine Anfrage an die Verwaltung. Fazit: Es schreiben alle Fraktionen dem Bürgermeister einen Brief, in dem wir versichern, dass wir als Fraktion nicht paritätisch besetzen können. Warum wird klar, wenn man sich die Besetzung des Stadtrats ansieht. Von 39 Ratsmitgliedern (inklusive Bürgermeister) sind nur 8 weiblich. Das sind 20,5 %.

 

Bei einem interfraktionellen Gespräch vor zwei Wochen waren 15 Menschen zugegen – nur zwei davon weiblich* (neben mir noch die Geschäftsführerin der Stadtentwicklung Alsdorf). Tatsächlich wissen wir als Grüne in Alsdorf, die regelmäßig „Frauenplätze“ auf unseren Listen an Männer vergeben müssen, wie schwierig es ist, gerade junge Frauen* in die Kommunalpolitik zu bekommen.


Und ja, weil wir die Sitzungszeit in er konstituierenden überzogen habe und ich meine kleine Tochter eigentlich noch stille, saß ich die Hälfte der Zeit auf heißen Kohlen. Machte mir Sorgen, überlegte, ob ich sie doch hätte mitnehmen sollen. Viele Frauen* werden von solchen Situationen sicher abgeschreckt. Auch Frauen* ohne Säuglinge, da leider ein Großteil der Verantwortung für Kinder noch in Frauenhand* liegt. Und das ist verständlich – wer möchte sich schon in einen Männerclub setzen und auch immer den Mund aufmachen müssen, wenn es um „Frauenthemen“ geht (wie Gleichstellung, Kinder, Familie…).


Aber was hat das für Auswirkungen?


Am 8.12. in der konstituierenden Ratssitzung verglich Franz Brandt das Verhältnis zwischen SPD und FDP-Stadtverordneten Liska mit dem zwischen Zuhälter und Prostituierten. Abgesehen davon, dass ich zustimme, dass hier nicht ganz klar ist, wer von wem abhängig ist und wer wen unter Druck setzen kann, stieß mir der Vergleich sauer auf.


Im Hintergrund hatte ich die ganze Debatte um Sexarbeiter:innen, Selbstbestimmung, Verharmlosung, Abschaffung… im Kopf. Eindeutig eine feministische Perspektive (auch wenn auch innerhalb der GRÜNEN zu dem Thema geteilte Meinungen herrschen). Der Vergleich war vereinfachend und undurchdacht, sollte natürlich Aufmerksamkeit wecken. Aber ich frage mich: Hätte eine Fraktionsvorsitzende ihn auch gebracht? Eher nicht.


Es braucht eine stärkere weibliche Perspektive in der Kommunalpolitik! Auch damit es keine Einzelkämpferinnen gibt, damit Frauen* selbstbewusster auftreten können, im Zweifel auch den eigenen Fraktionsvorsitzenden auf ihre Anliegen und ihre Sichtweise aufmerksam machen können. Bei uns GRÜNEN ist das kein Problem – und doch suchen wir händeringend nach weiblichem Nachwuchs in Alsdorf. Wenn ihr Interesse habt: Meldet Euch einfach bei uns (info@gruene-alsdorf.de) und kommt vorbei. Ich würde mich freuen.

*weil es in diesem Text explizit um Frauen und ihre Perspektive geht, schreibe ich hier auch vereinfachend Frauen. Natürlich sollte Politik so vielfältig wie möglich sein und dies schließt auch LBGT+ Menschen mit ein – egal ob männlich, weiblich oder divers.

Zu diesem Thema habe ich bereits einen kürzeren Text aus dem Wahlkampf geschrieben. 


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