In der letzten Ratssitzung der Laufenden Ratsperiode wurde ein echtes Mammutprojekt auf den Weg gebracht: Die Rahmenplanung für die Innenstadtentwicklung. Mit dieser Idee wird die Stadt an Investoren herantreten und die eigene Infrastrukturentwicklung voranbringen. Das niederländische Planungsbüro De zwarte Hond hat uns eine Vision gegeben, wie wir nachhaltig eine attraktivere Innenstadt schaffen könnten. Und niederländischer Stadtplanung stehen wir als begeisterte Radfahrende ersteinmal positiv gegenüber.
Grundsätzlich finden wir die geplante Nutzung – eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie – überzeugend. Uns gefällt, dass bei der Planung der gewachsene Baumbestand am Zentralparkplatz erhalten bleibt. Es soll eine autofreie Flaniermeile mit kleinen Plätzen und urbanem Flair entstehen. Dabei soll keine direkte Konkurrenz zur Innenstadt entstehen. Im Gegenteil wird die Bahnhofsstraße in die geplante Wegführung einbezogen und im besten Fall auch von der Aufwertung profitieren. Alternativ ist es auch möglich, dass sich Wohnen und Einzelhandel dort verschiebt - die Entwicklung hängt ab von der allgemeinen Entwicklung.
Der Annaplatz wird optisch durch neue Bäume, einem Hotelkomplex (besonders für den Tagungsbetrieb der Stadthalle, aber auch für Industrie und Handwerk) und Gastronomie verkleinert. Ein neuer Eingang für das Zentrum vom Kaufland aus lädt Menschen, die mit Zug oder Bus anreisen, ein, Alsdorf zu entdecken.
Grundsätzlich sind das gute und umsetzbare Ideen, die auch in Alsdorf funktionieren könnten. Nachverdichtung insgesamt sollte ausufernde Neubaugebiete außerhalb der Innenstadt verhindern. Aber ein zentraler Aspekt fehlt uns: Der soziale Wohnungsbau.
Zwar wurde uns mündlich zugesichert, dass man natürlich eine gute Durchmischung des Wohnraums anstrebe, aber in der Vorlage ist nur von „hochwertigem Wohnraum“ die Rede. Man wolle den möglichen Investoren ja keine Vorschriften machen, sie nicht verschrecken. Unsere Meinung ist, dass wir als gewählte Vertreter*innen die Pflicht haben, Vorgaben zu machen. Die „Investoren“ leben in der Regel nicht hier. Ihre Kinder gehen nicht in Alsdorf zur Schule. Ihre Cousins suchen hier keine bezahlbare Wohnung.
Wir haben im Vorfeld klar gemacht: Wenn nicht zumindest verschriftlicht ist, dass es ein gemischtes Wohnviertel mit einem großen Anteil sozialen Wohnungsbau wird, können wir so nicht zustimmen!
Dazu kommt, dass (wieder einmal) der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung völlig übergangen wurde. Für uns als kleine Fraktion, die tatsächlich Expert*innen als sachkundige Bürger*innen in die Ausschüsse schickt, behindert das die politische Willensbildung. Dabei tagte der Ausschuss für Stadtentwicklung nur wenig früher, die Präsentation war bereits fertig.
Unser Fazit: Wir sehen den anstehenden Entwicklungen durchaus aufgeschlossen und positiv gegenüber, werden aber kritisch bleiben. Wir befürchten, dass erneut Interessen großer Investoren vor denen der Alsdorfer Bevölkerung gesetzt werden. Bei den anstehenden Entscheidungen zu Bebauungsplänen, werden wir darauf bestehen, dass sozial geförderter Wohnraum verpflichtend eingeplant werden.