Von Tschernobyl bis Tihange:

Hartmut Malecha (GRÜNE) hielt Lichtbildvortrag über seine Reise ins Gebiet der Atomkatastrophe von 1986

Am 26. April 1986 ereignete sich der erste sog. „Größte Anzunehmende Unfall“ (GAU) in einem Atomkraftwerk, und zwar im ukrainischen Tschernobyl. 25 Jahre später passierte eine ähnliche Katastrophe im japanischen Fukushima.

Hartmut Malecha, Ortsverbandsvorsitzender der Alsdorfer GRÜNEN bereiste 30 Jahre später, im letzten Sommer, das immer noch stark radioaktiv belastete Gebiet in der Ukraine und brachte beeindruckende Fotos und Kurzvideos mit. In einem Vortrag im Seniorenzentrum „Stella Vitalis“ am Mariadorfer Dreieck stellte er sie jetzt der Öffentlichkeit vor. So konnte Malecha mit einer Reisegruppe bis zum nur wenige Steinwürfe entfernten Unglücksreaktor vordringen und die Bauarbeiten am neuen gigantischen „Hallen-Sarkophag“ beobachten, der als Verstärkung für den brüchig gewordenen dreißig Jahre alten zum Schutz vor der immer noch gigantischen radioaktiven Strahlung über den Meiler gezogen wird. Hier hatten in den Tagen und Wochen nach der Katastrophe zahlreiche so genannte „Liquidatoren“ daran gearbeitet, den Reaktorbrand zu löschen und einen weiteren Austritt radioaktiver Strahlung einzudämmen. Die meisten dieser Arbeiter starben kurz nach ihrem Einsatz an den Folgen ihrer gefährlichen Arbeit, zahlreiche kleine Gedenktafeln erinnern heute an ihre Namen.

Besuche in überwucherten Schulen, Kindergärten und Wohngebäuden der ehemaligen Arbeiterstadt Pripjat, deren Bewohner/innen diese wenige Tage nach dem GAU überstürzt verlassen mussten, boten - angesichts vielfältiger Hinterlassenschaften wie Tafeln, Schulbücher oder auch Kinderspielzeug - einen starken, aber sehr bedrückenden Eindruck. Geradezu surrealistisch wirkte auch der damals wenige Tage vor der Eröffnung stehende Vergnügungspark mit Riesenrad und Autoscooter.

Stetiger Begleiter der Reisegruppe war der Geigerzähler. Während in den Gebäuden selbst und auf den Straßen und Wegen die Strahlung nur minimal war, da diese gründlich gesäubert worden waren, strahlt das natürliche Umfeld immer noch sehr stark und ein längerer Aufenthalt dort wäre schwer gesundheitsgefährdend und an vielen Stellen sogar tödlich. „Obwohl offiziell eine Rückkehr der ehemaligen Bewohner nicht erlaubt ist, sind eine Reihe von meist älteren Leuten wieder in die „verbotene Zone“ zurückgekehrt, um ihre letzten Jahre in der alten Heimat zu verbringen.“ wusste Hartmut Malecha zu berichten.

Angesichts der über einen langen Zeitraum verseuchten Umwelt und immer noch hohen Messwerten selbst in rund 1500 km Entfernung, z.B. in Pilzen oder Wildschweinen in Bayern, sollten Tschernobyl und Fukushima Mahnung genug für alle sein. Malecha: „Der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ist weltweit unverantwortlich!“

Stichwort Tihange: Dass auch die Städteregion Aachen mit dem von Rissen durchzogenen Schrottreaktor in Tihange (Belgien) auf einem „Pulverfass“ sitzt, daran erinnerte die örtliche GRÜNE-Landtagskandidatin und Abgeordnete im Städteregionstag Eva Malecha: „Eine Studie für die Städteregion Aachen zeigt die zu befürchtenden verheerenden Ausmaße der Verseuchung unserer Umwelt, wenn bei einem Reaktorunfall dort die so häufig herrschende Westwind-Wetterlage herrscht. Deswegen klagt die Städteregion Aachen mit Unterstützung des Landes NRW und vieler Städte und Gemeinden vor belgischen Gerichten auf Stilllegung dieser Meiler.“ Anhand von Schaubildern und Grafiken unterstrich Eva Malecha die realen Gefahren eindrucksvoll und rief dazu auf, den Widerstand gegen die Weiterbetreibung der Schrottreaktoren in Tihange (bei Lüttich) und Doel (bei Antwerpen) zu unterstützen. Nächste Gelegenheit dazu ist die Fahrrad-Sternfahrt „Tour Becquerel“, die am 7. Mai u.a. von Baesweiler kommend, in Alsdorf um 12.40 Uhr am „Annapark“ Station macht und dann weiter nach Aachen führt, wo am Nachmittag eine Kundgebung am Elisenbrunnen stattfindet.

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