Das muntere Baumfällen in der Stadt unter dem Deckmantel des "Grünschnitts" geht zügig weiter. Nachdem auch die Stadtverwaltung - berechtigterweise - besorgt war, dass der Landesbetrieb Straßen es mit dem winterlichen Grünschnitt an der B 57/Kurt-Koblitz-Ring übertreiben könnte, schlug sie nun selbst zu, kritisiert Horst-Dieter Heidenreich, Vorsitzender der GRÜNE-Fraktion im Rat.
Alarmiert von Anwohnerinnen der Moerstorper Straße machte sich Heidenreich ein Bild von dem so genannten Grünschnitt im Bereich Müschekamp. Sein Urteil aufgrund zahlreicher ganz oder bis auf den Stumpf entfernten Bäumen in einer "ökologischen Ausgleichsfläche"(!), die vor Jahren als Ersatz für wegfallendes Grün bei Baumaßnahmen angelegt worden war: "Hier kann man nicht mehr von einem üblichen Grünschnitt reden, das war in bestimmten Bereichen ein unzulässiger Kahlschlag." Betroffen seien auch diverse Vogelarten, die hier brüteten, Anwohner sprechen z.B. von Grün- und Buntspecht, Stieglitz, Wacholderdrossel, Eichelhäher und anderen Arten.
Heidenreich verweist hierbei auf die Alsdorfer Baumschutzsatzung, nach der Bäume über 70cm Stammumfang in einem Meter Höhe geschützt sind: "In dem Bereich standen einige davon!" Jeder Normalbürger müsse einen Antrag stellen und detailliert begründen, warum ein solcher geschüzter Baum an seinem Grundstück gefällt werden soll. Das Alsdorfer Umweltamt prüft dann genau, ob der Baum krank ist oder ob sonst irgendwelche zwingenden Gründe für eine Fällung vorliegen. Bloßer Schattenwurf reicht dazu nicht aus. Und ein überwiegendes öffentliches Interesse bestand hier im Müschekamp auch nicht. Heidenreich: "Das müsste Herr Becher als Leiter dieses Verwaltungsbereichs nun wirklich aus dem FF wissen, umso mehr irritiert seine Aussage gegenüber der Presse. Aber ich vermute stark, dass die Aktion direkt 'von oben' angeordnet wurde, also durch den Bürgermeister selbst!".
Die GRÜNEN haben den Eindruck, dass es zu dieser Aktion im Umfeld weitaus mehr Kritik gibt als vereinzeltes Lob von Bürgern, denen die Bäume und deren Blattwerk ein Dorn im Auge waren. Bezeichnend auch, dass es vorab keine Bürgerinformationsveranstaltung dazu gegeben habe. Offenbar gebe es in dem Bereich Anwohner, die einen "sehr guten Draht" zur Verwaltungsspitze haben, überlegt der Fraktionsvorsitzende: "Warum sonst hat man die Leute, die mit solch weitreichenden Einschnitten in ihr Nachbarschaftsgrün nicht einverstanden sind, nicht bei einer Bürgerversammlung angehört, sondern gleich das gemacht, was einige andere wollten? Und die ominöse "Haus-zu-Haus-Klingelaktion" ("Wie hätten sie's denn gerne?"), wie sie im AN/AZ-Artikel von K. Becher behauptet wurde, hat es nach Darstellung mehrerer Anlieger/innen, mit denen ich gestern gesprochen habe, zumindest bei ihnen nicht gegeben."
Die GRÜNE-Fraktion wird sich mit dem Fall weiter beschäftigen und prüfen, ob und wie die Verwaltung wegen des offensichtlichen Verstoßes gegen die eigene Baumschutzsatzung in die Verantwortung genommen werden kann. Der Ausschuss für Stadtentwicklung am kommenden Donnerstag kann dafür nicht genutzt werden, er wurde gestern abgesagt (auch die ersten Sitzungen des Hauptausschusses und des Schulausschusses in diesem Jahr wurden abgesagt - angeblich mangels Tagesordnungspunkten). Horst-Dieter Heidenreich: "Offenbar kann die Verwaltung jetzt in Harmonie mit der SPD-Fraktion alles alleine machen, wir müssen wieder mehr politische Kontrolle einfordern, sonst gilt hier anstelle der Gemeindeordnung demnächst nur noch Alsdorfer Landrecht!"