Es musste schnell gehen damals aus Sicht der Befürworter des Schulneubaus auf dem Zechengelände „Anna“ - unter Mitnutzung der alten „Kraftzentrale“ („Langhaus“) - im Dezember 2012. Um rund 12 Millionen Euro Landeszuschüsse zu erhalten, die rein rechnerisch den städtischen Anteil an einem Neubau „kostenneutral“ gegenüber der Sanierung der bestehenden Gebäude des Gymnasiums und der Realschule halten konnten, musste das „Langhaus“ hergerichtet und künftig multifunktionell genutzt werden. Das heißt, das Gebäude darf nicht nur schulischen Zwecken dienen, sondern muss auch überwiegend und dauerhaft für soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung stehen. Ein reiner Schulneubau wäre nicht förderfähig gewesen.
Die Rechnung war knapp kalkuliert: Rund 37,7 Mio. Euro sollte seinerzeit das Gesamtprojekt kosten. Die GRÜNE-Fraktion warnte bereits vor der Beschlussfassung in der Ratssitzung am 11.12.2012 vor unkalkulierbaren Risiken bei der Sanierung der „Kraftzentrale“, z.B. durch weitere Altlasten oder bauliche Probleme.
Horst-Dieter Heidenreich, Fraktionsvorsitzender: „Uns stellt sich die Frage, ob es damals wirklich keine Hinweise auf einen weitaus schlechteren Zustand der Kraftzentrale gegeben hat, denen man vor Beschlussfassung hätte nachgehen müssen. Ein untersuchendes Gutachten der Fundamente unter der riesigen Halle gab es offenbar nicht bzw. wurde dem Rat auch nicht vorgelegt. Um die tatsächlichen Dimensionen der anstehenden Investition abschätzen zu können, wäre das aber notwendig gewesen. Dennoch wurden unsere Warnungen leichtfertig und fahrlässig in den Wind geschlagen: alle anderen Fraktionen gaben quasi im Blindflug grünes Licht für das prestigeträchtige Bauprojekt.“
Bereits ein Jahr später, bei einer Sondersitzung des Rates am 10.12.2013, gab es in einem Situationsbericht der mit der Umsetzung beauftragten GSG GS Hinweise darauf, dass der Boden der Kraftzentrale nicht tragfähig für die geplanten „Inhaus-Aufbauten“ sein würde und dass hier Handlungsbedarf bestehe. Es wurden dabei in der GSG-Vorlage zunächst Mehrkosten von 200.000 Euro für zusätzliche Maßnahmen am Fundament und eine Million insgesamt zur „Steigerung der Planungsschärfe im Neubau und in der Kraftzentrale“ geschätzt.
Heidenreich: „Inzwischen weiß man nach detaillierten Untersuchungen Genaueres über den katastrophalen Zustand unter der Halle und es wird wohl einige Millionen mehr kosten, die Planungen im Langhaus zu realisieren.“
Hartmut Malecha, von Beruf Bauingenieur, Ausschussmitglied Stadtentwicklung und Ortsverbandsprecher der GRÜNEN: „Inzwischen klafft bereits eine erhebliche Lücke zwischen dem, was die Stadt für die Ertüchtigung der Schulgebäude in Ofden hätte zahlen müssen und dem, was sie in das Projekt KuBiZ stecken muss. Nun ist zu klären, wer für diese 'Fehlkalkulation' verantwortlich ist. Besonders ärgerlich und traurig ist das für die Schüler und Lehrer des Gymnasiums und der Realschule. Hätte die Stadt den vor fast 12 Jahren gefassten Sanierungsbeschluss umgesetzt, könnten längst eineinhalb Schülergenerationen in runderneuerten Schulgebäuden am Weiher unterrichtet werden. Nun muss zumindest sichergestellt werden, dass sich der Bezug der fast fertigen neuen Gebäude am Annagelände nicht noch weitere Jahre hinzieht.“