Bürgermeistertest der GRÜNEN
Bei einer gut besuchten Podiumsdiskussion im Haus Broichtal stellten sich die beiden Bürgermeisterkandidaten Alfred Sonders (SPD) und Bernd Kirfel (CDU) den kritischen Fragen der GRÜNEN-Stadtratskandidaten Horst-Dieter Heidenreich, Friedel Wirtz, Beatrix Schongen und Hartmut Malecha.
Bürgermeistertest der GRÜNEN
Nach der Begrüßung durch den souveränen Moderator Ragnar Migenda und einer knapp zehnminütigen Vorstellungsrunde, bei der Alfred Sonders und Bernd Kirfel auch kurz ihre politischen Schwerpunkte darlegten, eröffnete Horst-Dieter Heidenreich die Diskussionsrunde mit allgemeinpolitischen Fragen. Dabei blieben die beiden Kandidaten konkrete Antworten auf die Frage der künftigen Zusammenarbeit im Rat und möglicher Bündnisvorlieben schuldig. Beide betonten, dass das Arbeitsklima unter den Fraktionen und zwischen Fraktionen und Bürgermeister verbessert werden müsse, konnten sich aber sowohl vorstellen, mit der jetzigen "großen Koalition" weiterzuarbeiten als auch andere Bündnisse einzugehen. Beide bemühten sich dabei auffallend, ihre Sympathie für die GRÜNEN zu betonen.
Auf dem Podium: Bernd Kirfel (CDU),Moderator Ragnar Migenda, Alfred Sonders (SPD) - v.l.n.r.
Friedel Wirtz unterstrich die hohe Bedeutung der Jugendarbeit in der krisengeschüttelten Stadt Alsdorf und fragte die Kandidaten, wie sie zum Erhalt des eigenen Jugendamtes stehen. Vor einiger Zeit waren Bemühungen der Verwaltung, das Jugendamt aus Kostengründen auf den Kreis Aachen zu übertragen, politisch gestoppt worden. Beide Kandidaten bekannten sich zum eigenen Jugendamt, blieben aber wiederum vage bei der Antwort auf Wirtz' Frage nach dringend notwendigen Personalaufstockungen. Friedel Wirtz forderte zudem einen "Masterplan" ein, um die drohende Zahlungs- und Handlungsunfähigkeit der Stadt zu überwinden und sie mittel- bis langfristig aus der finanziellen Notsituation herauszuführen.
Beatrix Schongen griff das derzeit strittigste politische Thema in der Stadt auf, die mögliche Verlagerung des Gymnasiums und der Realschule Ofden in einen Neubau auf dem Anna-Gelände. Sie betonte, dass die GRÜNEN als einzige Fraktion nach wie vor für eine Sanierungslösung am derzeitigen Standort eintreten, auch und nicht zuletzt wegen der äußerst fraglichen Finanzierung des Neubaus mit zweistelligen Millionenzuschüssen des Landes - basierend auf mündlichen Absichtserklärungen eines Ex-Ministers. Auch die Standortfrage (heute im Grünen am Rande des Naherholungsgebietes, künftig auf einem ehemaligen Industriegelände) hob Beatrix Schongen nochmals als bedeutsam hervor.
Hier zeigten sich dann die größten Differenzen zwischen GRÜNEN und den beiden Bürgermeisterkandidaten. Beide - Sonders wie Kirfel - betonten, dass sie den mündliche Zusagen des früheren NRW-Bauministers Wittke vertrauen und vor diesem Hintergrund den Neubau unterstützen.
Hartmut Malecha trat sowohl für die Stärkung des Alsdorfer Zentrums, als auch für die Förderung der Unterzentren in den Stadtteilen, ein. Außerdem forderte er eine stärkere Unterstützung des öffentlichen Personennahverkehrs (u.a. bei der Fortführung der Euregiobahn), aber auch eine Verbesserung des Radwegenetzes. Alfred Sonders verwies in Bezug auf die Stärkung des Zentrums auf seine Bemühungen um ein künftiges Citymanagement.
Aus dem Publikum wurde Kritik an der bisherigen Wirtschaftsförderung laut, die sich nach Meinung einer Bürgerin allzu sehr auf die Ansiedlung von Großunternehmen konzentriert habe. Zwar seien zunächst mit großzügigen Subventionen viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Erfahrungen hätten dann gezeigt, dass diese aber sehr schnell- zuweilen durch kurzfristige Entscheidungen in weit entfernten Konzernzentralen - auch wieder vernichtet werden, was dann eine ganze Region in enorme Schwierigkeiten bringt. Auch hier konnten oder wollten weder Alfred Sonders noch Bernd Kirfel einen grundsätzlichen Strategiewechsel verkünden. Friedel Wirtz forderte, bevorzugt mittelständische Unternehmen zu fördern (was insbesondere die Zustimmung von Bernd Kirfel fand), das Kirchturmsdenken aufzugeben und eine gemeinsame Wirtschaftsförderung über die Städteregion wahrnehmen zu lassen. Letztere Forderung stieß bei Sonders und Kirfel eher auf Zurückhaltung.
Nach zweieinviertel Stunden ruhiger und sachlicher Diskussion bedankte sich Ortsverbandsvorsitzender Hartmut Malecha bei den beiden Kandidaten, beim Publikum und Moderator Ragnar Migenda. Er betonte, dass die GRÜNEN nach diesem Abend zwar sicherlich keine Wahlempfehlung abgeben könnten, sich aber gleichwohl ein besseres Bild über Bernd Kirfel und Alfred Sonders machen konnten - was im Endeffekt sicherlich zur Wahlentscheidung des Einen oder Anderen beigetragen habe.
Kommentar des GRÜNEN-Spitzenkandidaten zur Kommunalwahl, Horst-Dieter Heidenreich: "Egal, wer von Beiden Bürgermeister wird: Eine wirksame Kontrolle der durch den Wahlgewinner künftig geführten Verwaltung kann nur durch die GRÜNEN erfolgen, keinesfalls durch die Parteien, die Alfred Sonders und Bernd Kirfel vertreten. Daher wollen wir bei der Stadtratswahl so stark wie möglich werden!"
GRÜNE Stadtratskandidaten mit Bernd Kirfel, CDU (2.v.l.), Alfred Sonders, SPD (3.v.r.) und Moderator Ragnar Migenda (hinten/Mitte).