10 Jahre lang alle Investitionen ins "Langhaus":
Darf der Schulneubau uns das wert sein??
Wenn man jüngsten Zeitungsberichten glaubt, will die überwältigende Mehrheit in Alsdorf den Neubau eines Schulzentrums auf dem Anna-Gelände. Will sie das wirklich?
10 Jahre lang alle Investitionen ins "Langhaus":
Darf es uns das wert sein??
- von Horst-Dieter Heidenreich -
Wenn man jüngsten Zeitungsberichten glaubt, will die überwältigende Mehrheit in Alsdorf den Neubau eines Schulzentrums auf dem Anna-Gelände. Will sie das wirklich? Nur weil eine große Mehrheit im Stadtrat - gegen eine qualifizierte Minderheit, allen voran die GRÜNEN – meint, dass das 36 Millionen-Euro-Projekt (geschätzt) unabdingbar sei? Ich meine, nein. Wenn man sich mit Bürgerinnen und Bürgern unterhält, und davon sind mir nicht wenige im Landtagswahlkampf begegnet, dann gibt es erhebliche Zweifel, ja Unverständnis gegenüber dem ehrgeizigen Projekt.
Und in der Tat, viele Dinge müssen einfach zum Nachdenken zwingen:
Da ist zum einen die Tatsache, dass die fast zahlungsunfähige Stadt rund 24 Millionen Euro Eigenanteil für den Neubau von Gymnasium und Realschule auf Anna aufbringen muss – und zwar auch dann, wenn die Abwicklung über eine städtische Gesellschaft erfolgt. Das bedeutet: 1,7 Mio. € pro Jahr müssen dafür jedes Jahr, zehn Jahre lang, im Haushalt an Investitionen eingestellt werden (erlaubt ist der Stadt z.Z. nur ein Kreditrahmen von jährlich rund 1,2 Mio. €).
Wie schon bei einem Gespräch beim Regierungspräsidenten in Köln im letzten Herbst mit Verwaltung und Fraktionsspitzen angeklungen und jetzt noch einmal von RP Hans Peter Lindlar bestätigt, heißt das, dass sich die Stadt auf Jahre hin keine weiteren Investitionen leisten kann: Andere Schulen, unsere Kindergärten, städtische Einrichtungen: Alle müssen mit ihren berechtigten Bedürfnissen mindestens zehn Jahre lang zurückzustehen – einzig dafür, dass dieses ehrgeizige Neubauprojekt umgesetzt wird. Wollen wir das wirklich?
Und: Um den Eigenanteil aufzubringen, sollen auch wieder Einnahmen aus Grundstücksverkäufen erzielt werden. Diese stehen auf tönernen Füßen: So wird u.a. der Verkauf des Realschulgebäudes aufgeführt. Dies wird u.a. deshalb schwierig, wenn nicht unmöglich sein, weil sich das alte verbunkerte Hilfskrankenhaus unter dem Gebäude befindet. Dieses muss zunächst einmal mit großem finanziellen Aufwand beseitigt werden. Entweder muss die Stadt dies tun oder ein möglicher Investor selbst. Doch wer ist unter diesen Umständen noch bereit, eine ausreichende Summe für das Gelände zu zahlen?
Wer garantiert eigentlich, dass es bei den immer noch geschätzten 36 Mio. Euro bleibt? Bislang wurde noch jedes große Bauprojekt bei der Verwirklichung teurer als veranschlagt. Zur Erinnerung: Die heutige Stadthalle sollte ursprünglich rund 12 Mio. DM kosten, am Ende war sie mehr als doppelt so teuer! Es gibt noch viele Unwägbarkeiten auf dem Annagelände, u.a. mögliche neue Altlastenfunde. Und mehr als die mühsam aus verschiedenen Fördertöpfen zusammengekratzten 12 Millionen wird das Land mit Sicherheit nicht zusteuern. Das heißt, die Stadt müsste noch tiefer in die eigene Tasche greifen – das ist faktisch nicht zu leisten!
Deshalb meine ich: Lasst uns noch einmal innehalten, alles Für und Wider gegeneinander abwägen und noch einmal mögliche Alternativen in Betracht ziehen. Eine gemeinsame Modernisierungslösung für Gymnasium und Realschule - am Standort Gymnasium Ofden -wäre die deutlich preisgünstigere und wirtschaftlichere Variante gegenüber einem Neubau, wie von Fachleuten der Stadt bereits vor fünf Jahren vorgerechnet. Auch diese Lösung könnte mit der eigens für die Realisierung des Schulzentrums „hergerichteten“ städtischen Gesellschaft umgesetzt werden. Aber der Stadt bliebe im Unterschied zum Neubau noch die Luft zum Atmen, um auch andere wichtige Investitionen noch tätigen zu können.
Den Wählerinnen und Wählern möchte ich daher klar und deutlich sagen: Als Landtagskandidat werde ich in Düsseldorf für eine vernünftige Lösung mit Augenmaß werben, im Interesse aller Schüler/innen (aller Alsdorfer Schulen) und der gesamten Bürgerschaft.. Und das kann nach heutiger Erkenntnis nur eine schnellst mögliche Sanierungs- und Modernisierungslösung am jetzigen Standort des Gymnasiums sein!
Horst-Dieter Heidenreich (GRÜNE)
Landtagskandidat im Wahlkreis Aachen III