Ein Rückblick von Horst-Dieter Heidenreich
Es war der 30. September 1984. Es war die Zeit der Friedensbewegung und der Beginn einer Neuorientierung in der Energiepolitik – weg von der Atomkraft, hin zu erneuerbaren Energien. Wie in vielen anderen Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens zogen die GRÜNEN auch in Alsdorf erstmals in den Stadtrat ein. Nachdem es am 6. März 1983 der Alternativpartei gelungen war, in den Bundestag gewählt zu werden und fortan Bundeskanzler Helmut Kohl Paroli zu bieten, ging es auch auf der kommunalen Ebene steil nach oben. Die Alsdorfer GRÜNEN hatten sich im Mai 1980 gegründet, beackerten schon früh kommunale Themen, wie etwa den Erhalt des Jaspersberges, eine alte Bergehalde in Mariadorf, die sich im Laufe der Jahrzehnte zum Naturparadies entwickelt hatte. Der EBV wollte den Berg abbaggern, aber in Zusammenarbeit mit einer emsigen Bürgerinitiative konnte dies verhindert werden. Oder unser Kampf gegen das „Spaßbad“, ein millionenschweres Projekt, das die Hallenbäder am St.-Brieuc-Platz und in der Jahnstraße in Mariadorf ersetzen sollte. Letztlich blieb das „Spaßbad“ eine Luftblase, aber es konnte nicht verhindert werden, dass das Bad an der Jahnstraße geschlossen wurde. Im Stadtrat regierte die SPD seit vielen Jahren selbstherrlich mit absoluter Mehrheit. Ihr gegenüber saß als Opposition lediglich die CDU, die aber die Sozialdemokraten kaum herausforderte und in vielen Fragen dieselben Positionen bezog wie die SPD. Die FDP war kommunal kaum vorhanden und somit boten sich die GRÜNEN als neue „wahre Opposition“ an. Dieses Angebot wurde von der Alsdorfer Wählerschaft dankbar angenommen. Der kommende Erfolg deutete sich schon bei der Europawahl im Juni 1984 an: Erstmals übertrafen Alsdorfs GRÜNE mit 6% die magische 5%-Marke. Und am 30.9. waren es bei der Kommunalwahl gar 7,02%, die zu drei Sitzen reichte. Diese gingen allerdings voll zu Lasten der CDU; die SPD hielt ihre 24 von 45 Sitzen, während sich die CDU mit nur noch 18 Mandaten begnügen musste. Die ersten GRÜNEN im Stadtrat hießen: Horst-Dieter Heidenreich, Hans Willi Grümmer und Marina Behrendt.
Persönlich kann ich jetzt also auf 30 Jahre Ratsmitgliedschaft zurückblicken, ebenso lange bin ich Fraktionsvorsitzender. Das ist nur wenigen Kommunalpolitikern vergönnt und ich danke allen dafür, die mit dazu beigetragen haben, dass wir GRÜNEN zur festen Größe in dieser Stadt geworden sind. Auch wenn es uns nur einmal gelungen ist, unmittelbar an der Ratsmehrheit beteiligt zu sein (in der Wahlperiode 1994-1999 – hier wurde die SPD zum ersten und bislang einzigen Mal in die Opposition geschickt), haben wir auch im Laufe weiterer Jahre deutliche Spuren in der Alsdorfer Stadtgeschichte der letzten Jahrzehnte hinterlassen: Als Mehrheitsfraktion konnten wir z.B. die Sanierung und Modernisierung des HallenbadesAlsdorf-Mitte und ein verbessertes, ökologischeres Abfallwirtschaftssystem durchsetzen. Und heute werden Anträge der GRÜNEN Opposition nicht mehr kommentarlos abgelehnt wie in den ersten Jahren unserer Fraktion, gelegentlich schafft man auch hier gewisse Erfolge (etwa in den letzten Jahren mit Anträgen wie z.B. für die Anlegung von Blühwiesen an Alsdorfs Straßen, die Einrichtung eines Wohnmobilstellplatzes oder einen Ratbeschluss gegen umweltgefährdende Gasgewinnung mittels „Fracking“). Doch um das „große Ganze“ entscheidend beinflussen zu können, werden wir auch in Zukunft – im Interesse unserer Stadt – darauf hinarbeiten, unseren Einfluss kontinuierlich zu steigern. Gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten bedarf es unserer „Stimme der ökologischen und ökonomischen Vernunft“, für die neben mir mein Stellvertreter Friedel Wirtz (auch schon mehr als 20 Jahre im Rat), unser neues Ratsmitglied Jutta Silly-Kuntz und eine ganze Reihe von kompetenten Sachkundigen Bürger*innen stehen. Insofern hoffe ich auch in den kommenden Jahrzehnten auf die (wachsende) Unterstützung der Alsdorferinnen und Alsdorfer!